Japans traditionelle Religion und Teile der japanischen Mythologie bestehen aus einer faszinierenden Geisterwelt aus Yokai, Yurei und anderen zwischenweltlichen Gestalten. In vielen Teilen der Welt wird der Übergang von Herbst zu Winter als ein besonderer Zeitpunkt gesehen, an dem wir der Geisterwelt näher kommen. Deswegen findet Halloween und Allerheiligen zu dieser Zeit auch bei uns statt. Und passend zu Halloween werde ich euch ein paar der gruseligsten und bekanntesten Geisterwesen aus der japanischen Mythologie vorstellen. Aber Achtung! Manche dieser Geschichten sind nichts für schwache Gemüter. Macht euch also bereit für paranormale Wesen vom anderen Ende der Welt…
Yokai, Yurei und mehr – eine kurze Einführung in die Welt der Geister
Ein Torii ist der Eingang zu einem heiligen Ort, Geister und Menschenwelt verschwimmen hier.
Bildquelle: unsplash.com
Im alten Japan sah man keine räumliche Trennung zwischen der Welt der Geister und unserer Welt. Die Welten existieren parallel, nur oft sehen wir die Geister nicht. Es gibt dabei mächtige Geister, sogenannte Kami, also Götter und Obake, das sind Geisterwesen und Dämonen. Diese Obake führen ein eigenes Leben, mit Sorgen und Problemen in ihrer Geisterwelt, für uns unsichtbar. Manchmal verschwimmen allerdings die Grenzen und sie greifen in unser Leben ein. Dies geschieht unter bestimmten Umständen und regelmäßig bei der Dämmerung. Da im Herbst und Winter die Dämmerung länger ist, sind Yokai hier besonders häufig anzutreffen.
Yurei – Geister der Verstorbenen
Yurei tragen oft einen weißen Kimono.
Bildquelle: AI canva.com
Das erste Wesen der japanischen Mythologie, das ich euch vorstellen möchte, sind Yurei, im Grunde Geister und keine klassischen Yokai, also Dämonen. Yurei sind die Seelen verstorbener Frauen, welche durch Suizid oder keiner ordentlichen Bestattung zu Tage kommen. Sie tragen einen weißen Kimono. Manche von ihnen sind rachsüchtig und wollen sich an denen rächen, die ihnen im Leben geschadet haben. Oft bewohnen diese Geister Häuser und Wohnungen, die längere Zeit leer stehen. Deshalb ließ man früher vor dem Einzug ein Haus von einem Priester „reinigen“, denn Segenssprüche können diese Geister vertreiben. Dann wandeln sie bei Dämmerung durch die Straßen und dunklen Gassen…
Kasa-Obake – alles kann ein Yokai sein
Manche Dämonen, also Yokai, fallen auf den ersten Blick kaum auf. Kasa-Obake sehen aus wie traditionelle Sonne- und Regenschirme. Aber im richtigen Licht, wird ein Mund und ein einziges Auge sichtbar. Auch der Stiehl hat dann die Form eines Beines und der Schirm hüpft davon! Wenn ein Schirm 100 Jahre alt wird, bekommt er eine Seele und wird ein Kasa-Obake. Wenn man ihn nicht regelmäßig benutzt, wird er böse, erschreckt die Eigentümer oder spielt ihnen Streiche. Schirme, die auf der Straße zurückgelassen werden, erschrecken oft ahnungslose Spaziergänger und entführen diese an entlegene Orte. Manch einer fand danach nie mehr nach Hause…
Joro-Gumo – Arachnophobie+
Einer Joro-Gumo will man wirklich nicht begegnen.
Bildquelle: AI canva.com
Jeder kennt Meerjungfrauen. Joro-Gumo kann man sich ähnlich vorstellen. In der japanischen Mythologie besitzt dieser Yokai den Oberkörper einer Frau und den Unterleib einer Spinne, mitsamt der obligatorischen acht Beine! Oder auch eine riesige Spinne, die sich als schöne Frau tarnt. Ihr Ziel ist es, ahnungslose Männer anzulocken und sie zu verspeisen. Sie lockt entweder durch Musik, dadurch dass sie Männer an flirtet oder wenn sie ein Baby dabei hat, die Männer fragt das Kind kurzzuhalten. Nicht wenige Männer sind diesem Dämon schon zum Opfer gefallen. Daher sollten Männer aufpassen, wenn sie sich einer schönen Frau nähern…
Rokurokubi – nur nicht den Kopf verlieren
Erst bei Nacht wird der Horror deutlich…
Bildquelle: AI canva.com
Langsam fällt einem auf, dass erstaunlich viele gruselige Wesen und Yokai in der japanischen Mythologie Frauen sind. Vielleicht findet sich hierbei auch eine Erklärung, weshalb junge Männer in Japan sich oft nicht trauen Frauen anzusprechen, und die Geburtenrate sinkt… Rokurokubi sehen aus wie junge schöne Frauen, manche sind auch verfluchte Frauen. Tagsüber wirken sie normal, aber sobald sich der Körper schlafen legt, wird der Hals immer länger und der Kopf beginnt sich durch das Haus zu schlängeln. Dieser Yokai saugt das Blut und die Lebensenergie der Hausbewohner. Ein ähnlicher Yokai, Nukekubi, kann den Kopf komplett vom Körper trennen und versucht andere zu töten…
Yuki-Onna – Mögt ihr den Film Frozen?
Zum Verlieben! Yuki-Onna sind für ihre Schönheit bekannt.
Bildquelle: AI canva.com
Dieser Yokai zählt zu den bekanntesten der japanischen Mythologie. Verschiedene Legenden ranken sich über diese wunderschöne junge Frau mit blasser Haut. In einigen Legenden ist sie in der Nach anzutreffen, im Schneesturm oder bei Schneefall. In manchen Erzählungen entführt sie abends Kinder in die verschneiten Berge, diese werden nie wieder gesehen. Häufig klopft die Yuki-Onna aber bei Nacht im Schneesturm an die Türen alter kinderloser Paare und alleinstehender Männer. Wenn man ihr die Tür öffnet, wird sie einen freundlichen Eindruck machen, am nächsten Morgen ist sie verschwunden und ihr Opfer erfroren…
Bake-Kujira – wohl denen, die fern dem Meer leben
Ein böses Omen kommt selten allein…
Bildquelle: AI canva.com
Ein Bake-Kujira sieht aus wie das Skelett eines Wales und schwimmt nahe der Küsten. In manchen Erzählungen schwebt er knapp über dem Wasser und dem Strand. Wenn Fischer versuchen diesen Wal zu fangen, gehen Harpunen einfach durch ihn durch und Netze können ihn nicht halten. Nich alle Yokai der japanischen Mythologie versuchen einen zu töten. Bake-Kujira ist „nur“ ein schlechtes Omen, er bringt Unglück, wo er gesichtet wird. Von schlechten Fängen bis Tsunamis. Wer einen Bake-Kujira versucht hat zu fangen oder gesehen hat, sollte daher schleunigst versuchen sich vom Fluch zu befreien. Ein Hinweis an unsere Leser, die am Meer leben…
Hanako-San – wie aus einem Horrorfilm
Hanako-San ist ein beliebtes Motiv in Filmen.
Bildquelle: AI canva.com
Nicht alle Geister und Dämonen stammen aus alter Zeit. In der japanischen Mythologie gibt es einen gewissen Spielraum, was manchmal die Grenze zwischen den Yokai und Yurei verschwimmen lässt. Hanako-San ist ein sehr moderner Mythos. Dabei handelt es sich um den Geist eines Mädchens in einem roten Kleid. Sie starb auf einer Schultoilette – entweder durch die Bomben des Zweiten Weltkriegs, Suizid oder wurde ermordet. Hanako-San spukt in Schulen und insbesondere in Mädchentoiletten. Dort verschleppt sie Unvorsichtige in die Unterwelt oder lässt sie durch ein Monster sterben. Sie ist nicht der einzige böse Geist, der an Schulen ihr Unwesen treibt…
Funayurei und Umibozo – Seemonster der japanischen Mythologie
Die Gefahr lauert im Meer…
Bildquelle: AI canva.com
Japan, als Inselnation, hat viele Yokai, die mit dem Meer und dem Wasser in Verbindung stehen. Langsam habt ihr ein Gefühl bekommen, wie es zu Dämonen und Yurei kommt. Daher könnt ihr euch denken was mit Schiffbrüchigen und Ertrunkenen passiert. Sie werden zu Funayurei. Böse Geister des Meeres, welche versuchen Schiffe zu versenken und die Seeleute in ihr ewiges Grab am Boden des Meeres mitzunehmen. Manche dieser Geister treten als Umibozo in Erscheinung, gewaltige Wesen, weit draußen auf dem Meer. Dort erscheinen sie oft im Sturm zwischen großen Wellen und lassen selbst die größten Schiffe für immer verschwinden…
Gashadokoro – der Gigant
Einer der ganz Großen – Gashadokoro
Bildquelle: AI canva.com
Gashadokoro ist ein gewaltiger Yokai, welcher aussieht wie ein menschliches Skelett. Meist ist er um 02:00 Uhr in der Nacht anzutreffen und dann sollte man laufen, so schnell man kann. Denn Gashadokoro ist ein menschenfressendes Ungeheuer. Mindestens 10 m hoch, oft größer, seine Knochen bestehen aus den Knochen von Menschen die in Schlachten oder Katastrophen gestorben sind. Der erste Gashadokoro wurde von einer Zauberin geschaffen, welche über den Tod ihres Vaters erzürnt war. Erst als man den Kopf ihres Vaters ehrenvoll bestattet hatte, konnte der Dämon gebannt werden. Insbesondere Kriege und große Naturkatastrophen wie Erdbeben lassen diesen Yokai erwachen. Aktuell nicht unmöglich…
Futakuchi-Onna – unstillbarer Hunger
Wie so oft, täuscht die Schönheit
Bildquelle: AI canva.com
Auch bei der Futakuchi-Onna handelt es sich um einen Yokai, der eine verfluchte Frau ist. Und hier sollten speziell Sparfüchse aufpassen. Futakuchi-Onna sind oft die Frauen von Männern, die wenig essen, weil ihre Männer wenig Geld ausgeben möchten. Doch bei Nacht heben sich die Haare der Frau und am Hinterkopf kommt ein zweiter bestialischer Mund zum Vorschein mit schier unstillbarem Appetit. Oft übernimmt dieser Mund die Kontrolle. Die Haare arbeiten für den Mund und führen ihm Essen zu. Gerade von diesem Yokai der japanischen Mythologie sollten sich daher aktive Sparer fürchten…
Ich habe ein Problem mit einem japanischen Geist – FAQ
Hier bekommt ihr Bücher zu japanischen Geistern und Dämonen
Das gute ist, für jedes Problem gibt es immer eine Lösung, daher hier ein paar Fragen und Antworten zu Yokai:
Wo halten sich Yokai und Yurei auf?
Mehr zum Thema Japan
Wie ihr festgestellt habt, an ganz unterschiedlichen Orten, meist allerdings nahe Gewässern, an verlassenen Orte und Häuser, die lange leer stehen. Vornehmlich in der Nacht oder bei Dämmerung.
Sind alle Yokai schlecht?
Lernt alle Yokai kennen und kauft ein Buch über sie
Nicht alle sind schlecht und wollen euch was Böses, hier hab ich nur die schlechtesten gelistet, zum Gruseln. Viele sind lustige Gestalten und oft hilfsbereit.
Wie werde ich einen Yokai oder Yurei los, der mir da Leben schwer macht?
Japansiche Horrorfilme? Wer sich wirklich gruseln will
Da gibt es viele Möglichkeiten, abhängig davon, was euch begegnet. Oft helfen Shintoistische Segenssprüche oder das Anbringen von gefalteten Papierstreifen (Shide) in der Wohnung.
Selbst verflucht und eventuell von einem Yokai besessen?
Selbsthilfebücher und Ratgeber
Nicht verzweifeln, hier behilft man sich mit einem Besuch eines Shinto-Tempels. Rituelle Reinigungen und Segen durch die Priester helfen oft Wunder. Die meisten Tempel sind allerdings in Japan.
Post Views: 73