Ich höre nur noch etwas von „Entschleunigung“ oder „eine große Chance für Familien“. Ich weiß zwar nicht, wie diese zwei Begriffe in meinen Tagesplan mit Homeoffice mit Kindern passen sollen, und wer sich diesen Mist ausgedacht hat, aber mit dieser Person würde ich mich gern unterhalten.
Von welcher Chance redet man hier? Die Chance, an eine Grenze zu kommen, zu der man nie wollte? Mir kreisen Gedanken im Kopf wie: „Ich überlasse den Kindern das Haus und gehe Zigaretten holen… für immer?!“. Mein Partner und ich stehen jeden Tag vor einer neuen Herausforderung.
What the f… meint man mit Entschleunigung?
Ich schreibe gerade den Artikel und mein Sohn Nr. 2 spielt brav in seinem Zimmer, wie er strategisch eine Burg einnimmt. Und Krieg ist NIE leise!
Homeoffice und Kinderbetreuung bringt Familien an ihre Grenzen. Wie kann man ihnen helfen?
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Das Familienleben und Homeoffice – So kommt man jeden Tag an seine „entschleunigte“ Grenze
Es ist 9 Uhr morgens. Meine Tage beginnen, seit ich vor einer Woche angefangen habe zu „entschleunigen“, um 5 Uhr morgens und enden um 22 Uhr. In den ersten drei Stunden am Tag versuche ich, meine Arbeit so schnell und so gut es geht auf die Reihe zu bekommen, sodass niemand im Team darunter leidet. So gegen 8:30 Uhr stehen dann meine Kinder auf und stellen ihre ersten Forderungen. Ich beschwichtige, dass ich in zehn Minuten fertig bin. Es wird dann eine halbe Stunde, bis ich das Frühstück für die beiden zubereite.
Die Entschleunigung trifft mich schon um 10 Uhr morgens ganz „sanft“. Ich fühle mich, als ob mir jemand Kaffee ans Bett bringen sollte.
Eine Zahnbürste oder eine Seife habe ich heute noch nicht gesehen. Die Emails und Skype Nachrichten aus der Arbeit treffen unaufhörlich ein – inzwischen habe ich den Ton ausgemacht. Kind Nr. 2 hat nun die Burg übernommen, sie ist zerstört. Aus eigener Kraft kann er diese nicht aufbauen, er braucht also einen Hilfsarbeiter namens Mama. Der erste Sohn versucht sich in Home Schooling. Es klappt sehr gut, aber auch nur, weil er in der Schule sehr gut ist und meine Hilfe nicht so dringend benötigt. Eine Email, oder eine Anmeldung in einer Lernplattform hat er trotzdem nie gemacht. Wie lädt man jetzt die Aufgaben hoch, damit sie der Lehrer kontrollieren kann?
Schule hat den Zeitgeist verschlafen
All diese Kleinigkeiten begreift er zwar schnell, aber trotzdem muss man ihm es erklären. Ich denke darüber nach, wie rückständig die ganze Schulsache ist – und warum man sich nicht schon viel früher darüber, wie man über solche Lernplattformen Hausaufgaben und Übungen überträgt, Gedanken gemacht hat. Egal, ob klimabedingt auf eine papierlose Schule umgestellt, oder dass Kinder nunmal mit Computer und Internet bewusst und aufgeklärt umgehen lernen müssen. Den Zeitgeist hat die Schule mal völlig verpennt, wenn man sich mit der Statistik beschäftigt, dass nur jedes zehnte Kind Jobs im Internet- und Onlinebusiness kennt und wahrnimmt.
Dass aber 8 von 10 Kindern in 10 Jahren Jobs machen müssen, die mit dem Internet oder Online Business zu tun haben, das hat ihnen noch niemand gesagt. Und den Lehrern anscheinend auch nicht!
Die Balance werden Familien in den kommenden Wochen wohl nicht finden. Aber es ist gut zu wissen, dass diese mal da war – und dass sie wieder kommt!
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Eltern sind keine Entertainer!
Es ist erst 10 Uhr und ich fühle mich jetzt schon nahe einem Zusammenbruch. Der Gedanke an „Entschleunigung“ hilft in diesem Moment nicht! Momentan ist es ruhig und ich kann meiner Arbeit hervorragend nachkommen. Ich muss dazu sagen, ich habe mit meinen Kindern ganz offen über die Situation geredet und ihnen erklärt, dass ich arbeiten muss – und sie dann in ihren Zimmern verschwinden sollten: Selbstbeschäftigung. Ich als Erwachsene beschäftige mich mit Homeoffice mit Kindern selbst im Wohnbereich. Kinder beschäftigen sich in ihrem Bereich, in ihren Zimmern, wenn vorhanden. Kennen viele Kinder leider nicht mehr! Dann lernen sie das eben jetzt!
Liebe Eltern, wir sind keine Entertainer! Kinder brauchen nicht ständig eine Animation, wie im Robinson Club. Sie brauchen auch keinen Erwachsenen, der mit ihnen spielt. Jedes Kind sollte für eine gewisse Zeit einfach mit sich selbst „abhängen“ dürfen! Das ist keine Krankheit, sie sterben nicht daran, wenn sie mal für sich selbst sind. Ich nenne es „Entschleunigung der Kinder“ oder einfach mal „Langeweile spüren“!
Die Forderungen der Kinder einfach zulassen – Vertrauen schenken
Laptop zu. Es ist 11 Uhr und ich koche das Mittagessen. Spülmaschine piept. Kinder riechen den Braten und kommen. „Darf ich das Gemüse schneiden? Darf ich den Teig machen?“ Immer „Nein“ zu sagen ist auch doof. Das führt nur zu Frustration. Meine Kinder würden sich dann ständig mit mir streiten, dass sie „nie“ was dürfen. Was ist dabei? Ich lasse sie Kartoffeln, Karotten und Lauch schneiden. Sie sind glücklich und ausgeglichen, weil sie das Gefühl haben, gebraucht zu werden. Sie haben auch Recht, ich brauche sie! Ich habe ungefähr 15 Minuten für mich, einen Kaffee zu trinken, während meine Kinder die Küche einnehmen und die Suppe vorbereiten. Irgendwie bin ich ein kleines bisschen stolz, als mein Ältester daraufhin sagt, dass er die Spülmaschine aus- und wieder einräumt, und die Küche nach dem Essen putzt. Ganz von allein. Ohne, dass ich es fünfmal gesagt habe!
Qualitiy Time ist sehr wichtig, nicht nur für Kinder, sondern für die ganze Familie. Nehmt euch ein Buch oder ein Spiel und seid einfach nur ihr selbst!
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Jedem seine Zeit!
Ja, Kinder spüren, dass diese Zeit eine bis jetzt einmalige Situation ist. Sie passen sich an, so wie wir Erwachsenen auch, und justieren sich neu. Mein Sohn hat sich Skype heruntergeladen und telefoniert am Abend immer mit seinen Freunden. Der Jüngere darf auch die kommenden Wochen länger Fernsehen als sonst. Er wird deswegen nicht dümmer oder anstrengender werden. Denn eins habe ich absolut gelernt – in der Ruhe liegt die Kraft. Kinder passen sich an.
Wir Erwachsenen sollten unsere Regeln für diese Zeit in Frage stellen und auch mal über den Haufen werfen. Deswegen geht die Welt nicht unter.
Und wenn sie zweimal am Tag was Süßes bekommen, werden sie davon nicht dick. Dass sie zwei Stunden ruhig in ihren Zimmern mit Lego oder Holzbahn gespielt haben und ich dafür meinen Artikel fertig bekommen habe, gehört einfach belohnt – egal wie. Wenn man mit ihnen offen und ehrlich spricht, dann hören sie zu und versuchen es, so gut es geht zu schaffen, damit das Familienleben nicht zu sehr leidet.
Wenn man mich fragt, wie ich das schaffe, dann sage ich einfach nur, dass es funktionieren muss. Es gibt kein „Aber“ oder ein „Das klappt nicht“. Diese Gedanken nehme ich nicht wahr. Wenn die fünf Wochen vorbei sind, dann brauche ich wirklich eine „Entschleunigung“ und eine Chance auf eine Erholung mit oder ohne Familie – das ist sicher!
Tipps, um Homeoffice mit Kindern unter einen Hut zu bekommen
Spiel- und Lernzeit am Vormittag und Nachmittag einrichten. Klar kommunizieren, dass nach dem Frühstück für mindestens eine Stunden das Betreten des Wohnbereichs verboten ist. da ich dort in Ruhe arbeite. Es wird nicht am Computer und Handy gespielt. Jedes Kind geht in sein Zimmer und spielt, liest oder malt etwas. Wenn das nicht klappt, nehme ich auch mal das Handy weg oder spreche Fernsehverbote aus.
Rausgehen ist Pflicht! Nehmt euch Zeit eine Stunde am Vormittag, damit ihr und die Kinder ein bisschen frische Luft bekommt. Für die kleineren Kinder ist es gut, da sie müde werden und besser Mittagsschlaf machen. Der Vorteil für die Älteren ist, dass sie sich mal mit euch als Eltern ungezwungen unterhalten können. Und für einen Selbst ist es einfach mal was Anderes, man kommt aus den eigenen vier Wänden raus und hält sein Immunsystem gesund.
Alle Kinder wünschen sich, wieder aktiv am Außenleben teilzunehmen. Ob Kindergarten, Schule oder im Verein – wir vermissen diese Zeiten alle!
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Im Haushalt mithelfen! Die eigenen Zimmer werden von meinen Kindern schon immer selbst aufgeräumt. Wer das bis jetzt noch nicht in Erwägung gezogen hat, sollte darüber ernsthaft nachdenken. Jedem sein Reich. Jeder ist dafür auch selbst verantwortlich. Eimer mit Spülmittel und einem Schwamm, ein trockenes Tuch und los geht’s. Alle Regale abräumen und Staub wegwischen, trocknen und wieder alles hinstellen. Kinder haben ihren Spaß daran. Was auch gut ist, ist mal auszumisten. Jedem Kind eine Mülltüte geben und die Spielzeuge und Dinge rein schmeißen, die kaputt sind, oder die sie nicht mehr wollen.
Größere Kinder – größere Aufgaben erteilen. Stellt einen Wochenprojekt auf. Zum Beispiel, dass das größere Kind alle Fenster im Haus putzt. Er hat dafür fünf Tage. Montag bis Freitag. So lernt er, seine Projekte selbst einzuteilen. Weitere Aufgaben wären: Gartenarbeit, Rasen mähen, Treppen und Treppengeländer putzen. Man kann auch hier ausmachen, dass er oder sie ein bisschen Taschengeld für diese Arbeiten erhält.
Teilt euch ein! Mein Mann muss leider in die Arbeit. Jeden Abend versucht er, pünktlich nach Hause zu kommen und keine Überstunden zu machen. Er findet meist ein unaufgeräumtes Zuhause vor. Er ist auch derjenige, der kochen, herrichten, aufräumen, putzen, Kinder baden und ins Bett bringen muss, während ich am Abend noch meine restliche Zeit aufarbeiten muss. Für alle Alleinerziehende ist jetzt wichtig: macht es euch so einfach wie möglich. Kocht nicht aufwendig, schaut, dass ihr euch aktiv Ruhephasen einrichtet. Nehmt euch einen Mittagsschlaf, wenn die Kinder auch einen machen. Es kommt niemand zu Besuch, also ist es auch nicht wichtig, wie eure Wohnung ausschaut!
Versucht, so viel Struktur in euren Alltag zu bringen, wie es nur geht. Eine verzeihende Haltung hilft, wenn der Tagesplan nicht klappt!
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Eine festgelegte Zeit fürs „Zocken“. Bei uns ist es immer Nachmittags, wenn Schularbeiten und Haushalt erledigt sind. Und wenn der jüngere meiner Söhne seinen Mittagsschlaf gemacht hat. Nicht mehr als zwei Stunden. Normalerweise sind es bei uns eine Stunde am Tag, aber zu diesen ungewöhnlichen Zeiten kann man sich auch ein bisschen zurücklehnen und die Strenge sein lassen.
Sport- und Fitnessprogramm sollte man schon mindestens zwei- bis dreimal die Woche einhalten. Dazu findet man ganz tolle Videos auf YouTube, von Lehrern an Kinder. Vielleicht hat auch eure Schule schon in der Lernplattform manches hochgeladen. Viele Kinder haben meistens noch Sportnachmittage in Vereinen. Sport ist gesund. Macht das zusammen mit euren Kindern. Sie freuen sich!
Qualitiy Time! Am Abend, wenn alle müde sind, sich zusammen auf der Couch wiederfinden und einfach mal in Ruhe kuscheln oder ein Buch vorlesen. Das ist wichtig für den Zusammenhalt. Denn nicht jeder Tag läuft gut. Vielleicht schimpft man an einem Tag mehr als an einem anderen Tag. Es ist dann also auch immer besser, wenn man sich am Abend wieder versteht und gut miteinander ist. Jeder schläft besser!
Mein entschleunigendes Homeoffice mit Kindern Fazit!
Denkt nicht daran, ob es nach den fünf Wochen noch weitere Quarantäne gibt. Denkt auch nicht an morgen. Meistert einfach jeden Tag aufs Neue. „Entschleunigt“ schaffen wir das sicher nicht. Und ruhig wird diese Phase auch nicht. Denn diese Zeit ist stressig und wird absolut an allem zehren, was wir bis jetzt gekannt haben. An der Partnerschaft, am Familienleben und an der Arbeit. Wir, das Rabatt-Coupon Team denken an euch. Wir schaffen das!
Bei dem schönen Wetter denke ich ernsthaft über eine Anschaffung eines Trampolins nach. Dann habe ich noch ein bisschen Zeit für mich und die Arbeit geschaffen! Viel Glück!
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