Peanut Butter! Harvard! Apple Pie! Allen Unkenrufen zum Trotz schauen die USA auf einen Fundus an Werten zurück, nach denen sich andere Nationen die Finger lecken würden.
In unserer USA-Reihe gehen wir eben diesen American Values auf den Grund. Jede Woche nehmen wir einen US-Staat unter die Lupe und beleuchten seine Besonderheiten. Nachdem wir beim letzten Mal in Illinois unterwegs waren, ist diesmal Louisiana an der Reihe. Ein feuchter, bunter und würziger Schmelztiegel.
In Louisiana ist Musik allgegenwärtig
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Der „Bayou State“ mit direktem Zugang zum Meer
Louisiana zählt zu den Südstaaten der USA. Laut dem United States Census Bureau sind die Südstaaten eine der vier Großregionen der USA und umfassen 16 Staaten im Südosten des Landes. Der nördlichste dazugehörende Staat ist Maryland, die beiden südlichsten Texas und Florida. Louisiana steckt genau zwischen diesen beiden Staaten und besitzt einen Zugang zum Meer, da das südliche Ende Louisianas in den Golf von Mexiko hineinragt.
Ein wichtiges Schlagwort in Bezug auf Louisiana, und damit sind wir auch schon beim Spitznamen dieses Staats, ist Bayou. So nennt man in den Südstaaten langsam fließende bzw. stehende Gewässer. Und davon gibt es in Louisiana, im Bayou State, reichlich. Sie haben einen großen Einfluss auf das Klima Louisianas. Die zahlreichen Moore, Sümpfe, Auen und das Marschland sorgen dafür, dass ein Großteil des Staats als Feuchtgebiet bezeichnet werden kann.
Fluch und Segen zugleich: Louisianas Sümpfe und Moore
Gerade in der heutigen Zeit ist die Bedeutung von solchen Feuchtgebieten nicht zu unterschätzen. Denn Feuchtgebiete sind sogenannte Kohlenstoffsenken. Das heißt, sie nehmen konstant Kohlenstoff auf und tragen somit enorm zur Reduzierung des Treibhauseffekts bei. Umso prekärer ist es, wenn Moore entwässert werden. Dann entweicht nämlich ein großer Teil des Kohlenstoffs in Form von Kohlendioxid, was selbstredend alles andere als positiv für unser Klima ist.
Obgleich Louisianas Gewässer tückisch sein können, besitzen sie auch eine große Bedeutung als Verkehrswege. Das war vor allem in den vergangenen Jahrhunderten der Fall. Die sumpfigen Moore und Flüsse waren zwar manchmal unberechenbar, aber häufig der einzige Weg überhaupt, um sich im Staat schnell fortzubewegen. Viele der kleinen Flüsse und Seen verfügen über eine direkte Verbindung zum wohl wichtigsten und bekanntesten Gewässer Louisianas: Dem Mississippi River. Er fließt in Louisiana, etwa 160 Kilometer südlich von New Orleans, in den Golf von Mexiko.
Solche Sumpflandschaften sind für den Staat ganz typisch
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„Mardi Gras“: Bunt, laut & alle sind dabei
Damit wären wir auch schon bei der bekanntesten und vermutlich auch „buntesten“ Stadt Louisianas. Mit knapp 344.000 Einwohnern ist New Orleans die größte Stadt des Staats. Baton Rouge, die Hauptstadt, kommt lediglich auf 229.000 Einwohner. Zwei weitere noch vergleichsweise große Städte in Louisiana sind Shreveport (199.000 Einwohner) und Lafayette (120.000 Einwohner).
New Orleans darf getrost als bunte Stadt bezeichnet werden, da sie euren Sinnen dank ihrer Architektonik, ihrer Kulinarik und ihrer Feste wirklich alles abverlangt. Da wäre zum Beispiel der Mardi Gras. So nennt man in New Orleans den Faschingsdienstag. Die ganze Stadt ist an diesem Tag auf den Beinen, alles ist festlich geschmückt, man trägt opulente Kostüme und an jeder Ecke ertönt Musik. Am besten lässt sich Mardi Gras wohl als eine Mischung aus dem Karneval in Rio und den Umzügen in deutschen Karnevalshochburgen wie Köln beschreiben.
Wenn Mardi-Gras-Zeit ist, wird es bunt und laut
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Warum Louisiana so französisch ist
Mardi Gras stammt übrigens aus dem Französischen und bedeutet übersetzt „fetter Dienstag“. Hieran zeigt sich ein interessanter geschichtlicher Aspekt Louisianas. Ende des 17. Jahrhunderts, also noch mehrere Jahrzehnte vor der Verfassung der Unabhängigkeitserklärung, betrieb Frankreich im Süden der heutigen USA Forschungen und Entdeckungsreisen. 1699 begann Frankreich dann damit, das Gebiet dauerhaft zu besiedeln und benannte es nach König Ludwig XIV. Aufgrund mehrerer Auseinandersetzungen und dem Landhandel gehörten Teile Louisianas in den darauffolgenden Jahrzehnten zu Großbritannien, Spanien und den USA.
1803 entschloß sich US-Präsident Thomas Jefferson schließlich dazu, Louisiana dauerhaft und vollständig den USA einzuverleiben. Für 15 Millionen US-Dollar kaufte er das Gebiet Napoleon I. ab. Funfact: Da das damalige Louisiana größer war, als dessen heutige Staatsgrenzen, verdoppelten die USA durch einen einzigen Kauf ihr Staatsgebiet. Das gekaufte Land umfasste mehr als zwei Millionen Quadratkilometer, zu denen unter anderem die heutigen Staaten Oklahoma, Arkansas, Missouri, Nebraska und South Dakota zählen.
Diese kulturellen Einflüsse zeigen sich unter anderem im French Quarter. Der historische und älteste Stadtteil New Orleans‘ begeistert vor allem durch seine einzigartigen Gebäude. Die meisten der erhaltenen historischen Häuser entstammen dem späten 18. Jahrhundert, als Louisiana zu Spanien gehörte. Große Anziehungspunkte für Touristen sind die Bourbon Street, die für ihre zahlreichen Bars bekannt ist, sowie der Jackson Square und die St. Louis Cathedral.
Im „French Quarter“ gibt es vieles zu bestaunen
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Nicht nur Jazz: Louisiana und seine facettenreiche Musik-Szene
In ganz Louisiana, vor allem aber in New Orleans, ist darüber hinaus eine Sache allgegenwärtig: Der Jazz. Dies hat Louisiana dem Umstand zu verdanken, dass es in der Vergangenheit als ein regelrechter Schmelztiegel musikalischer Stile fungierte. Die Franzosen brachten etwas vom europäischen Stil ein, während Einwanderer aus Südamerika und Sklaven aus Afrika ebenfalls ihre musikalischen Wurzeln beisteuerten. Dadurch entstand eine facettenreiche musikalische Bandbreite, die sowohl vom Country als auch vom R’n’B, Soul und Rock’n’Roll zehrt.
Wenn ihr Louisiana einen Besuch abstattet, solltet ihr daher unbedingt eines der Musikfestivals besuchen. Ob Fiddle, Akkordeon, Banjo, Klarinette oder auch klassische Gitarre – die Jazz-Bands Louisianas servieren euch ein musikalisches Potpourri, das getrost als einzigartig bezeichnet werden darf. Nicht wenige Interpreten haben sich davon beeinflussen lassen und dem Bayou State in ihren Werken die Ehre erwiesen. Man denke beispielsweise an Blue Bayou von Roy Orbison (1963) oder Born on the Bayou von Creedence Clearwater Revival (1969).
Louisianas Musik-Szene ist sehr facettenreich
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Die Cajun-Küche: Würzig und vollmundig
Nochmal zurück zum Begriff Schmelztiegel: Für nichts wäre diese Bezeichnung wohl treffender, als für Louisianas Küche. Die Kulinarik des Staats ist bekannt für die sogenannte Cajun-Küche. Diese hat ihren Ursprung im historischen Gebiet Cajun Country. So bezeichnet man den südlichen Teil Louisianas, in dem die französische Bevölkerung beheimatet war. Als Cajun-Zentrum gilt die Stadt Lafayette (benannt nach einem französischen Offizier, der im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg den sich gerade gründenden USA zur Seite stand).
Ein Klassiker der Cajun-Küche ist Gumbo. Dabei handelt es sich um einen Eintopf mit Mehlschwitze. Diese ist aus zwei Gründen besonders wichtig. Sie bindet das Gumbo nicht nur, sondern gibt ihm auch seinen typischen, vollmundig-nussigen Geschmack. Um das Gumbo noch stärker zu binden, verwendet man üblicherweise Okraschoten oder Filé-Pulver, welches aus gemahlenen Blättern des Sassafrasbaums besteht. Obgleich bis heute nicht ganz klar, verdankt das Gumbo seinen Namen vermutlich besagten Okraschoten, denn in Angola nennt man diese kingombo.
Zur Herstellung des Gumbo setzen die Köche Louisianas entweder auf Meeresfrüchte, vor allen Dingen Shrimps aus dem Golf von Mexiko, oder aber auf Fleisch. Ist Letzteres der Fall, landen meist Geflügel oder geräucherte Wurst im Gumbo. Fast schon verpflichtend ist es, bei der Zubereitung des Gumbo Paprika, Zwiebeln und Sellerie zu verwenden. Serviert wird das Gericht üblicherweise auf bzw. mit Reis, manchmal aber auch mit Nudeln.
Fans von Meeresfrüchten langen bei diesem Gumbo gern zu
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Exotisches Jambalaya und Sandwiches mit italienischer Note
Auch das sogenannte Jambalaya ist aus der Cajun-Küche nicht wegzudenken. Es wird vermutet, dass hier die Spanier Pate standen und es sich um eine Abwandlung der Paella handelt. Auch beim Jambalaya verwendet man entweder Meeresfrüchte oder Fleisch. Wer auf der Suche nach dem ultimativen exotischen Kick ist, sucht in Louisiana ein Restaurant, das Jambalaya mit Alligatorfleisch zubereitet. Doch egal ob Shrimps, Hühnchen oder Alligator, nicht fehlen darf im Jambalaya die Schärfe. Und zwar in rauen Mengen. Tabasco und Chili sorgen dafür, dass das Gericht vor allem bei Fans von scharfen Speisen auf der Beliebtheitsskala weit vorn rangiert.
Seit Anfang des 20. Jahrhunderts ist in Louisiana, und erneut insbesondere in New Orleans, das Muffuletta zu Hause. Dabei handelt es sich um ein Sandwich, welches von der italienischen Küche beeinflusst ist. Um eine echte Muffuletta herzustellen, schneidet der Koch zunächst ein rundes Weizenmehlbrot durch, das mit Sesamkörnern bestreut ist. Darauf verteilt er nun in hauchdünne Scheiben geschnittene Salami, Mortadella und Coppa (eine Fleischspezialität aus dem Schweinenacken). Dazu kommen nun noch Provolone (ein italienischer Käse) und ein marinierter Olivensalat, der neben Oliven noch spezielle Gewürze, Karotten und Sellerie enthält.
Muffulettas sind italienisch angehaucht
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Louisiana im Kurzportrait
Abschließend hier noch ein paar wissenswerte Fakten zu Louisiana:
- Einwohnerzahl: ca. 4,6 Millionen
- Fläche: ca. 134.000 Quadratkilometer (Rang 32 von 50)
- Hauptstadt: Baton Rouge (ca. 229.000 Einwohner)
- Höchster Punkt: Driskill Mountain (163 Meter)
- Staatsmotto: Union, Justice, and Confidence
- Spitznamen: Pelican State (offiziell), Bayou State
- US-Staat seit: 30. April 1812
Jambalaya ist der Paella recht ähnlich
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Funfacts über Louisiana: Hättet ihr’s gewusst?
Aufgrund seiner Lage ist Louisiana stark von Hurrikans bedroht. Einer der schlimmsten Stürme, Hurrikan Katrina, traf Louisiana im August 2005. In New Orleans brachen mehrere Deiche, was dazu führte, dass zeitweise 80 Prozent der Stadt unter Wasser standen, teilweise mehr als sieben Meter tief. Insgesamt kamen durch Katrina im Süden der USA mehr als 1800 Menschen ums Leben.
Noch heute zeigt sich der Einfluss Frankreichs vor allem im Rechtssystem Louisianas. Es gilt nicht etwa das angloamerikanische Recht, sondern bis heute der Code Napoléon. Um in anderen US-Staaten zu arbeiten, muss ein Rechtsanwalt aus Louisiana daher zusätzlich eine Zulassung für das angloamerikanische Recht erlangen.
Those damn Germans: In Louisiana gibt es ein historisches Küstengebiet namens German Coast. Hier ließen sich Anfang des 18. Jahrhunderts viele Einwanderer aus Süddeutschland und der Schweiz nieder. Die deutschsprachige Bevölkerung vermischte sich in den folgenden Jahrzehnten mit den französischsprachigen Einwanderern, welche, vereinfacht ausgedrückt, die Oberhand gewannen. Daher ist der kulturelle Einfluss Deutschlands in Louisiana vergleichsweise verschwindend gering. Ganz anders, als zum Beispiel in Wisconsin.
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