80.000 Menschen lebten hier. Jetzt ist es nur noch eine Geisterstadt. Anstelle des Lachens von spielenden Kindern hört man nur das unregelmäßige Knacken des Geigerzählers, wenn man den Kindergarten „Cheburashka“ betritt. Vergeblich wartet man darauf, dass sich das Riesenrad wieder in Bewegung setzt und auch das Schwimmbad hatte seit über drei Jahrzehnten keine badenden Besucher mehr. Neben ein paar Einheimischen, streunenden Hunden und dem Personal am Tschernobyl Atomkraftwerk sind es vor allem eine handvoll Touristen, die Tschernobyl Prypjat heute ein wenig beleben. Anlässlich des 37. Jahrestags der Reaktor-Katastrophe schauen wir uns Tschernobyl Prypjat heute, die Geschichte und Touristenattraktionen an.
1970, ein Atomkraftwerk und eine Stadt
Am 4. Februar 1970 wurde Prypjat gegründet. Damals noch eine einfache Arbeitersiedlung für den Bau des Tschernobyl-Atomkraftwerks. Recht schnell wuchs die Siedlung und erhielt bereits 1979 den Status einer Stadt. Es wurden Kindergärten, Schulen, Schwimmbäder, ein Kino, eine Fabrik, ein Kulturzentrum und vieles mehr gebaut. Darunter auch ein Rummelplatz mit Autoscooter und einem Riesenrad, welcher am 1. Mai 1986 eröffnet werden sollte. Das Atomkraftwerk diente nicht nur der Versorgung der Stadt, sondern der ganzen Sowjetunion.
Aber nicht nur deswegen war diese Region für die UdSSR von Bedeutung. Ganz in der Nähe befand sich nämlich die „Duga“-Antennenanlage, welche als Frühwarnsystem für Interkontinentalraketen während des Kalten Krieges diente und damit die ganze UdSSR geschützt hat.
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Prypjat wurde 1970 gegründet im Zuge des Baus des Atomkraftwerkes.
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26.04.1986, der Tag der Katastrophe
Bei einer Simulation eines kompletten Stromausfalls am 25.04.1986 unter der Leitung von Anatoli Stepanowitsch Djatlow kam es im Reaktor-Block 4 zu einem unkontrollierten Leistungsanstieg und infolgedessen am 26.04.1986 zu einer Explosion mit anschließender Kernschmelze im Reaktor-Block. Unmengen an radioaktivem Material wurden dabei in die Umwelt freigesetzt. Die Strahlung war so enorm, dass im über 1200 Kilometer entfernten Kernkraftwerk Forsmark in Schweden aufgrund erhöhter Radioaktivität auf dem Gelände automatisch der Alarm ausgelöst wurde. Messungen an der Arbeitsbekleidung der Angestellten ergaben erhöhte radioaktive Werte.
Nachdem die eigenen Anlagen als Verursacher ausgeschlossen werden konnten, richtete sich der Verdacht aufgrund der aktuellen Windrichtung gegen eine kerntechnische Anlage auf dem Gebiet der Sowjetunion. Diese bemühte sich um Geheimhaltung und Schadensbegrenzung. Während die radioaktive Staubwolke Richtung Deutschland flog, kämpften Feuerwehr und Spezialkräfte – „Liquidatoren“ genannt – mit dem Feuer und der schnellen Beseitigung radioaktiven Materials. Viele von ihnen erkrankten an der Strahlenkrankheit und zahlreiche starben noch im selben Jahr an den Folgen. Ihnen zu Ehren wurde in der Nähe des Katastrophen-Ortes ein Monument errichtet, gewidmet denen, die die Welt gerettet haben.
In Gedenken an die Opfer des Unglücks.
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Einige Tage später erreichte die radioaktive Wolke Deutschland. Es wurde Jod an die Bevölkerung verteilt. Als das Jod knapp wurde, wurde zu Alternativen wie Rotwein gegriffen, welche ebenfalls die Schilddrüse anregen und den Abbau von Strahlung im Körper bestärkt. Die Bevölkerung wurde angewiesen das Haus möglichst nicht zu verlassen und Grünflächen und Spielplätze zu meiden. In den Teilen, wo es einen radioaktiven Niederschlag gab, haben Sand und Pflanzen den kontaminierten Regen aufgenommen. Besonders gravierend zeigte sich das am Wald nahe dem Kraftwerk. Die Strahlung zerstörte das Chlorophyll der Blätter und färbte sie lange Rot. Dadurch erhielt der Wald den Spitznamen „Roter Wald“.
Auch die Tierwelt blieb nicht verschont. Wildschweine, die die verseuchten Pilze verzehrt haben wurden verstrahlt. Auch heute noch lassen sich erhöhte Strahlenwerte bei Wildschweinen messen.
Zurück nach Prypjat. Als der Brand gelöscht wurde, wurde eilig ein Sarkophag aus Stahl und Beton um den Reaktorblock gebaut um ein weiteres Austreten von Strahlung zu verhindern. Als die Katastrophe wieder unter Kontrolle war, wurde nach Antworten gesucht, wie es dazu kommen konnte. Die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl gilt bisher als der weltweit schwerste Unfall in einem Atomkraftwerk und sorgte für ein Umdenken in der Energie-Politik.
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Früher hatten hier Kinder ihren Sportunterricht.
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Tschernobyl Prypjat heute
37 Jahre sind seit der Katastrophe vergangen. Ohne den menschlichen Einfluss hat sich die Natur in der Zeit gewandelt. Die Blätter sind wieder grün und die Pflanzenwelt erobert immer mehr Gebiete der Stadt. Und auch die Fauna profitierte von der Pause. Artenvielfalt und Bestand haben sich an die Strahlung angepasst und beleben die Natur wieder – ganz ohne die Hilfe des Menschen. Auch die Strahlenwerte sind in der Zeit gesunken. Aber auch der Mensch war fleißig:
Der provisorische Sarkophag wurde durch einen neuen, moderneren verstärkt. Plünderer haben die Stadt nach allem möglichen von Wert durchforstet und ausgeschlachtet. Inzwischen bewachen Milizen die kontaminierte Zone und lassen bis auf Touristen und Personal niemanden sonst in die Region. Inzwischen ist Tschernobyl Prypjat heute ein Hotspot für Extremtourismus geworden. Bestärkt durch die Kurz-Serie „Chernobyl“ von HBO kam es vor allem in den letzten Jahren zu einem Anstieg an Touristen. Okay, viele dieser vor allem jüngeren Touristen sind weniger an den lehrreichen Führungen interessiert und eher für die Fotos für ihr Instagram-Influencer-Profil angereist.
Neben den Wissensdurstigen und den neuen Influencer-Touristen gibt es aber noch eine dritte Art von Touristen, die Prypjat magisch anzieht: Videospiel-Fans. Um genau zu sein, handelt es sich dabei um Fans der „STALKER“-Spielreihe. Dabei handelt es sich um eine Action-Rollenspiel-Trilogie, die zwischen 2007 und 2010 erschienen ist und in einer postapokalyptischen Version der kontaminierten Zone mit Mutanten, Artefakten und leichten Science-Fiction Elementen spielt. Zudem gibt es einige Bücher im osteuropäischen Raum, deren Handlung auf der Spielreihe aufbaut.
Diese Fans sind dabei nicht auf Fotos für ihre Social-Media-Accounts aus. Sie wollen einfach die Atmosphäre, die Stimmung, das Gefühl aufnehmen, die dieser Ort für sie ausstrahlt. Die Pfade gehen, die sie virtuell unzählige Male betreten haben und dabei in Erinnerung an die tollen Erlebnisse in der Spielreihe schwelgen. Ich bin selbst großer Fan der „STALKER“-Spielreihe und der Bücher und kann beides für die Videospieler unter den Lesern bestens empfehlen. Aber ich schweife ab…
Neuerdings gibt es neben Touristenführungen auch ein Hotel in Prypjat, welches einen längeren Aufenthalt für Touristen ermöglicht. Nächtliche Spaziergänge sind aber trotzdem nicht erlaubt.🚚 Und auch sonst ist das Hotel weniger auf Erholungs-Tourismus ausgelegt. Die Einrichtung hält sich komfortabel, die Verpflegung ist recht bescheiden und auch das Unterhaltungsprogramm bietet abgesehen von Führungen und geselligen Abenden mit dem Hotelpersonal und den Guides nicht wirklich mehr. Dementsprechend ist auch der Preis recht günstig. Je nach Anbieter kostet eine 2-Tagestour inklusive Verpflegung, Unterkunft und Co. nur 279€ pro Person.
Eine Reise nach Tschernobyl Prypjat heute ist ein unvergesslicher Moment von vielen. Für die Anderen haben wir Gutscheine von Jochen Schweizer.
Dieser Lada fährt nirgendwo mehr hin.
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Als Tourist in Tschernobyl Prypjat heute – Spots, die man nicht verpassen sollte
Um die Bedenken bezüglich einer Reise nach Prypjat zu beseitigen, solltet ihr wissen, dass die Hintergrundstrahlung beim Flug von München nach Kiew größer ist als ein Tagesaufenthalt in der Zone. Mit Dosimeter, Geigerzähler und einem Tourguide ausgestattet müsst ihr euch schon ziemlich ungeschickt anstellen, um eine erhöhte Strahlendosis abzubekommen. Vom Streicheln der streunenden Hunde wird aber abgeraten. Egal wie süß sie aussehen. 🚚 Damit aber der Trip nach Prypjat auch lange ein unvergesslicher bleibt, gibt es hier eine kleine Liste mit Orten, die ihr während eures Aufenthalts unbedingt sehen solltet.
Die „Duga“-Antennenanlage – Eine gewaltige und imposante Konstruktion aus Stahl, die hoch in den Himmel ragt und für die UdSSR extrem wichtig war. Trotz der Katastrophe blieb die Antennenanlage noch für zwei weitere Jahre in Betrieb. Unter Hobby-Funkern erhielt sie den Namen „Specht“, da man sie auf bestimmten Frequenzen im Funk hören konnte und dies wie ein Klopfen klang. Viele Gerüchte ranken sich um diese Anlage. Manche besagen, dass in der Anlage mit Gedanken- und Wetterkontrolle experimentiert wurde, andere behaupten, das die Anlage mehrere Stockwerke in die Tiefe geht und dort Genexperimente durchgeführt wurden. Und wiederum andere besagen, dass man das Funksignal auch heute noch empfangen kann.
Viele Gerüchte ranken sich um die Duga-1 in Tschernobyl Prypjat heute.
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Das ehemalige Kerninstitut – Es ist schon etwas ironisch, das das Kerninstitut letztendlich an dem zugrunde ging, dem das ganze überhaupt gewidmet ist: die Kernforschung. Woran hier genau geforscht wurde, wird für uns immer ein Rätsel bleiben.
Ob die wohl jemals damit gerechnet haben…
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Das Schwimmbad – Schwimmen kann man hier lange nicht mehr. Dafür aber daran denken, wie es hier vor der Katastrophe ausgesehen haben könnte.
Hier wird niemand mehr schwimmen gehen.
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Kindergärten und Schulen – Nichts ist schauriger als ein verlassener Kindergarten. Zum Zeitpunkt des Unfalls lebten in Prypjat ca 15.500 Kinder. Keines davon wird jemals wieder in sein altes Zuhause zurückkehren können. Umso beklemmender ist die stille Atmosphäre eines Ortes an dem ansonsten Kinder spielen und lachen würden.
Bei der Evakuierung der Bevölkerung mussten die Leute alles stehen und liegen lassen. Diese Puppe wird niemals wieder mit ihrem Besitzer vereint sein.
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Der ISU-152 – Das Wrack eines schweren Jagdpanzers aus dem 2. WK mag vielleicht auf den ersten Blick etwas fehl am Platz wirken. Doch seine Anwesenheit hat tatsächlich einen Zusammenhang mit der Reaktor-Katastrophe. Dieser wurde bei der Liquidation als Bulldozer verwendet, um Schutt zu entfernen und die völlig verstrahlten Fahrzeuge an einen sicheren Ort abzuschleppen, bevor er sich selbst überlassen wurde. Gerüchten zufolge steht dieser Panzer in Verbindung mit den Verschwörungstheorien um die Genexperimente der „Duga“-Antennenanlage.
Der Rummelplatz – Das Riesenrad ist ikonisch für Tschernobyl Prypjat heute und ist ein absolutes Muss. Als Symbol der Katastrophe ziert es das Panorama der Stadt als Wahrzeichen. Paris hat den Eiffelturm, New York das Empire State Building und Prypjat…Prypjat hat sein rostiges Riesenrad und Autoscooter.
Das Wahrzeichen der Stadt.
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Das Tschernobyl-AKW – Ob man es glaubt oder nicht, aber hier werden tatsächlich auch Führungen gemacht. Dabei kann man sich eine exakte Kopie des Kontrollterminals ansehen. Alles ist bis ins kleinste Detail so, wie es vor 37 Jahren ausgesehen hat. Man lernt dabei alles zur Katastrophe und ist dem Ground-Zero so nah, wie sonst nur wenige Außenstehende es konnten.
Das Denkmal der Helden, die die Welt gerettet haben – Kein Besuch von Tschernobyl Prypjat heute sollte ohne dieses Denkmal auskommen. Jeder Besucher sollte den gefallenen Helden, die ihr Leben zum Wohle aller geopfert haben, seine Dankbarkeit und Ehrfurcht zollen. Ich für meinen Teil würde dieses Denkmal für den Schluss aufheben, damit der Eindruck, den dieses Mahnmal hinterlässt einem möglichst Lange im Kopf bleibt und zum Nachdenken anregt.
In Gedenken an diejenigen, die ihr Leben zum Schutze anderer geopfert haben.
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