Peanut Butter! Harvard! Apple Pie! Allen Unkenrufen zum Trotz schauen die USA auf einen Fundus an Werten zurück, nach denen sich andere Nationen die Finger lecken würden.
In unserer USA-Reihe gehen wir eben diesen American Values auf den Grund. Jede Woche nehmen wir einen US-Staat unter die Lupe und beleuchten seine Besonderheiten. Nachdem wir letzte Woche nach Maryland reisten, sind wir diese Woche in Rhode Island zu Besuch. Was der Staat mit einem umtriebigen Niederländer und bunten Blättern zu tun hat, erfahrt ihr in den nun folgenden Zeilen. Hell yeah, America!
Frische Meeresluft gibt es in Rhode Island zu Genüge
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Something Special
Es gibt zwei Arten von Orten, denen nachgesagt wird, etwas Besonderes zu sein. Und zwar solche, an denen entweder etwas beginnt oder etwas sein Ende nimmt. Man denke nur an die Weimarer Republik und die Pariser Verträge. Beides bezeichnet geschichtsträchtige Ereignisse, die mit bestimmten Orten verbunden sind und so eine neue Ära einleiteten respektive eine andere beendeten.
Auch Rhode Island ist so ein Ort. Der Staat an der Ostküste der USA mag flächenmäßig alles andere als einen Riesen darstellen. Hinsichtlich seiner Geschichte tut er dies aber allemal. Also, tauchen wir gemeinsam den geschichtsträchtigen Charme einer Region ein, die von jeder Menge frischer Seeluft und zerklüfteten Buchten umgeben ist.
Die Atlantikküste Rhode Islands ist traumhaft
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Auf nach Amerika!
Block. Mit diesem Namen fängt alles an: Adriaen Block. Bei ihm handelt es sich um einen Seefahrer, der im 17. Jahrhundert im Auftrag der Republik der Sieben Vereinigten Provinzen (ein Vorläufer-Staat der heutigen Niederlande) die Neue Welt, sprich das junge Amerika, bereiste. Zweck war natürlich der Aufbau von Handelskontakten, das Entdecken von Rohstoffquellen sowie vor allen Dingen das Erobern neuer Gebiete, um niederländische Kolonien zu errichten.
1611 unternahm Block seine erste Reise nach Amerika. Doch es sollte seine vierte Expedition im Jahre 1614 sein, die heute aus mehreren Gründen besondere Aufmerksamkeit verdient. Nicht nur, dass eines der Schiffe seiner Flotte durch ein Feuer zerstört wurde und ihm die Ureinwohner dabei halfen, ein neues Schiff zu errichten, mit dem Block weiterziehen konnte. Denn er entdeckte dort auch eine Bucht, die heute als Narragansett Bay bekannt ist. Er kartografierte sie und soll dann etwas getan haben, wessen Rhode Island möglicherweise seinen heutigen Namen verdankt.
Auch für seine zahlreichen Leuchttürme ist der Staat bekannt
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Die Sache mit dem Namen
Block registrierte, dass die Erde um ihn herum über eine ausgeprägte rote Farbe verfügte. Und so nannte er das Gebiet Roode Eylandt (zu Deutsch: Rote Insel), woraus sich im Laufe der Zeit Rhode Island herauskristallisiert haben soll. Block befand sich währenddessen tatsächlich auf einer kleinen Insel vor dem Festland, die auch heute noch zum Staat Rhode Island zählt und den Namen Block Island trägt. Beim Kartografieren seiner Entdeckungen sorgte er zudem für ein zweifaches Novum: Als Erster bezeichnete er das Gebiet zwischen dem von den Engländern beanspruchten Virginia und dem von den Franzosen eingenommenen Kanada als Nieuw Nederland. Darüber hinaus, und hier lag Block bezüglich der Frage „Insel oder nicht?“ richtig, war seine Karte die erste, auf welcher Long Island (eine Insel vor dem relativ nahe gelegenen Staat New York) tatsächlich auch als Insel abgebildet war.
Die Küste Rhode Islands ist nicht nur enorm lang, sondern auch sehr hübsch
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So klein, aber so viel Küste
Rhode Island ist Teil Neuenglands und liegt somit im Nordosten der USA. Es grenzt lediglich an zwei weitere Staaten, und zwar an Connecticut und Massachusetts. Er ist der kleinste aller US-Staaten und mit einer Landfläche von gut 2700 Quadratkilometern etwa so groß wie Luxemburg (2580 Quadratkilometer). Ein wahres Kuriosum ergibt sich, wenn man sich Folgendes vor Augen führt: Rhode Island ist gerade mal 80 Kilometer lang und 60 Kilometer breit, seine Atlantikküste verfügt jedoch über geradezu gigantische 640 Kilometer. Möglich macht dies die interessante Struktur der Landfläche des Staates: Er verfügt über viele zerfurchte Küstenlandschaften mit Landzungen, Buchten, Inseln und Halbinseln.
Fans von Meeresfrüchten kommen in Rhode Island auf ihre Kosten
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Schicke Strände & krosse Krabben
Auch deshalb ist Rhode Island ein wahres Mekka für Menschen, die sich im und am Wasser wohlfühlen: Ob verträumte Spaziergänge zwischen Dünenlandschaften am Strand, Surfen inmitten der frischen Wellen des Atlantik oder ein Segeltrip von einem verträumten Hafen zum nächsten – Rhode Island bietet in dieser Hinsicht qualitativ und quantitativ eine Menge. Vor allem die Hafenstädte Newport, East Greenwich und die Hauptstadt Providence sind regelrechte Tummelplätze von Segelyachten der High Society. Darüber hinaus ist Providence laut Reader’s Digest einer der 10 hübschesten Orte in Amerika. Die Ferienhäuser an der Küste Rhode Islands, die an prachtvolle Schmuckstücke aus patriotischen Hollywoodfilmen erinnern, tun ihr Übriges, um dem Staat eine Spitzenposition unter den ansehnlichsten Küstenstaaten der USA zu sichern.
Durch seine Kompaktheit und seine Nähe zum Wasser sind Rhode Island zwei weitere Eigenschaften beschieden, die viele Besucher sehr schätzen. Kein Ort in Rhode Island ist wirklich „abgeschieden“, denn in knapp einer halben Stunde ist man schon in der nächsten Stadt. Auch deshalb sagt man Rhode Island ein kosmopolitisches und freigeistiges Klima nach. Man ist nicht rigide, sondern eben open-minded: Jeder so wie er mag. Apropos mögen: Wer Fisch und Meeresfrüchten nur allzu gern genießt, befindet sich in Rhode Island buchstäblich im maritimen Schlaraffenland. Mitunter verfügen Restaurants über einen eigenen Lagunenzugang, wo Muscheln, Hummer & Co. gezüchtet werden. Logisch, dass sie dann so fangfrisch auf dem Teller landen, dass man nie mehr woanders Meeresfrüchte genießen möchte.
Die felsigen Buchten sind etwas für echte Naturfanatiker
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Rhode Island im Kurzportrait
Abschließend hier noch ein paar wissenswerte Fakten zu Rhode Island:
- Einwohnerzahl: ca. 1,05 Millionen
- Fläche: ca. 3144 Quadratkilometer (Rang 50 von 50)
- Hauptstadt: Providence (ca. 180.000 Einwohner)
- Höchster Punkt: Jerimoth Hill (247 Meter)
- Staatsmotto: Hope (zu Deutsch: Hoffnung)
- Spitznamen: The Ocean State, Little Rhody
- US-Staat seit: 29. Mai 1790
Solche Spaziergänge am Strand sind eine Wohltat
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Funfacts über Rhode Island: Hättet ihr’s gewusst?
I See Colors: Rhode Island ist einer der Staaten, in denen der berühmt-berüchtigte Indian Summer am eindrucksvollsten ist. Ab Ende August ereignet sich im Nordosten der USA dieses Wetterphänomen, bei dem es noch einmal ungewöhnlich warm und trocken wird. Zu einem blauen Himmel gesellen sich dann Blätter in den schillerndsten Farben, die den uns bekannten Herbst mit Leichtigkeit in den Schatten stellen.
Die US-amerikanische Fernsehserie Family Guy (1999 bis 2003, seit 2005) spielt in vielerlei Hinsicht auf den Staat an. Zum einen spielt sie in der fiktiven Rhode-Island-Stadt Qahog. Zum anderen wird in der Serie von den Protagonisten sehr gern ein Bier namens Pawtucket Patriot getrunken. Auch dieses ist fiktiv. Den Ort Pawtucket gibt es in Rhode Island jedoch tatsächlich.
Rot und weit: Auf Block Island (also dort, wo Adriaen Block die oben schon erwähnte rote Erde vorfand) befinden sich knapp 60 Meter in die Tiefe abfallende Lehmklippen, die auch als Mohegan Bluffs bekannt sind. Sie gelten als einer der schönsten Aussichtspunkte in ganz Neuengland. Wer an einem besonders klaren Tag hier seinen Blick gen New York richtet, kann sogar die Spitze von Long Island erkennen.
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