Peanut Butter! Harvard! Apple Pie! Allen Unkenrufen zum Trotz schauen die USA auf einen Fundus an Werten zurück, nach denen sich andere Nationen die Finger lecken würden.
In unserer USA-Reihe gehen wir eben diesen American Values auf den Grund. Jede Woche nehmen wir einen US-Staat unter die Lupe und beleuchten seine Besonderheiten. Nachdem wir letzte Woche in Kalifornien unterwegs waren, ist diesmal Kentucky an der Reihe. Ein Staat, der weiß, wie man trinkt, frittiert und musiziert.
Kentucky besitzt sehr fruchtbares Ackerland
Bildquelle: unsplash.com
„Kentucky kannst du gern haben“
Mit Kentucky haben wir einen Staat vor uns, dessen Name vermutlich jeder kennt. Etwas damit anfangen können aber die wenigsten. Dass der Staat in der Gunst der meisten nicht gerade unter den Spitzenplätzen rangiert, wurde mir auch klar, als ich meinen Kollegen, mit dem ich gemeinsam an dieser Blog-Reihe schreibe, fragte, ob ich denn bitte gern Kentucky übernehmen dürfe. Was er, begleitet von einem süffisanten Lächeln, mit „Kentucky kannst du gerne haben“ beantwortete. Hochachtung sieht anders aus. Und hört sich anders an.
Die meisten von euch denken beim Stichwort Kentucky vermutlich an KFC, also Kentucky Fried Chicken (wozu wir später auch noch kommen). Aber zunächst einmal wollen wir uns dem Bild des Staates selbst widmen. Wie sieht Kentucky aus, was macht Kentucky aus?
Ein Mix aus Süstaaten-Flair und der Atmosphäre des Mittleren Westens
Kentucky bietet ob seiner geografischen Lage einen interessanten Mix aus Südstaaten-Flair und der Atmosphäre, für die die Staaten des Mittleren Westens bekannt sind. Kentucky grenzt (im Uhrzeigersinn, beginnend im Nordwesten) an Illinois, Indiana, Ohio, West Virginia, Tennessee und Missouri. Das United States Census Bureau listet Kentucky übrigens als Mitglied der Südstaaten.
Die komplette nördliche Grenze des Staates definiert sich durch den Ohio River. Am westlichen Ende Kentuckys grenzt es an den Mississippi River. Hier liegt etwas, das von allen US-Staaten nur Kentucky vorweisen kann, und zwar eine Exklave. Die in den Mississippi River hineinragende Halbinsel namens Kentucky Bend ist nämlich ausschließlich über den Nachbarstaat Tennessee zu erreichen. Skurril: Die etwa 45 Quadratkilometer große Halbinsel zählt gerade einmal 18 Einwohner.
Kentucky liegt direkt am Mississippi
Bildquelle: pixabay.com
In etwa so hoch wie der Harz
In puncto Natur gibt sich Kentucky recht vielfältig. Der Osten Kentuckys ist sehr gebirgig, da sich hier mit dem Cumberland-Plateau und den Cumberland Mountains zwei Gebirgszüge der Appalachen befinden. Hier begegnet ihr dem höchsten Punkt Kentuckys, und zwar dem Black Mountain im Harlan County. Er ist knapp 1262 Meter hoch, was Kentucky höhentechnisch etwa mit dem Harz vergleichbar macht.
Kohlereviere gibt es sowohl im Osten als auch im Westen. Der Osten ist allerdings sehr viel stärker von Wald geprägt als der Westen. Dafür liegt hier, im äußersten Westen des Staats, eine tief gelegene Ebene, die man auch Jackson Purchase nennt. Dort befindet sich viel sogenanntes Schwemmland, was beste Voraussetzungen für eine landwirtschaftliche Nutzung bietet. Ähnliches gilt für den Norden Kentuckys. Dieser verfügt über kalkreiche Böden, was ihn zu einem idealen Gebiet für den Anbau von Getreide und das Aufziehen von Nutztieren macht.
Nicht nur der Ohio River und der Mississippi River sorgen dafür, dass das Flussnetz in Kentucky gut 140.000 Kilometer aufweist. Auch der Green River, der Tennessee River und der Cumberland River zählen zu den großen Flüssen, die zahlreiche Wassersportler anlocken und auch über die Staatsgrenzen hinaus bekannt sind. Erwähnenswert ist darüber hinaus der Mammoth-Cave-Nationalpark. Er befindet sich in der Mammuthöhle, die zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt.
Straight outta Kentucky: Bourbon der Spitzenklasse
Pils oder Helles? Rot- oder Weißwein? Das sind im Bereich des Alkoholgenusses Grundsatzfragen, über sie sich hervorragend diskutieren (und trinken) lässt. In diesen Kontext reiht sich die Frage „Scotch oder Bourbon?“ bestens ein. Genau hier komm Kentucky ins Spiel. Der Staat kann ohne Untertreibung als Hochburg des Bourbon bezeichnet werden. Gut 90 Prozent des weltweit verkauften Bourbons stammen aus Kentucky. Gemeinsam mit Nachbarstaat Tennessee ist Kentucky somit die „Whiskey-Zentrale“ der USA.
Scotch, der Name deutet es schon an, bezeichnet in Schottland hergestellten Whiskey. Charakteristisch für Scotch ist, dass er zu einem Großteil aus Gerstenmalz besteht und man ihn über einem offenen Torffeuer räuchert. Darüber hinaus reift Scotch mehrere Jahre, meistens mindestens zehn, in Eichenholzfässern, in denen zuvor schon andere Alkoholika lagerten.
Im Gegensatz dazu besteht die Maische für den US-amerikanischen Bourbon-Whiskey zu mindestens 51 Prozent aus Mais. Ein wenig anderes Getreide kann dem Ganzen zwar noch hinzugefügt werden, spielt aber eine untergeordnete Rolle. Aufgrund des hohen Maisgehalts hat Bourbon einen eher süßen und weniger rauchigen Geschmack.
Bourbon ist in Kentucky ein echtes Kulturgut
Bildquelle: unsplash.com
Eine Frage des Fasses
Im Vergleich zu Scotch reift Bourbon sehr kurz. Mindestens zwei, jedoch selten mehr als zehn Jahre. Das liegt auch daran, dass in Kentucky und Tennessee natürlich ganz andere klimatische Verhältnisse herrschen, als in Schottland. Ein großer geschmacklicher Unterschied kommt auch dadurch zustande, dass Bourbon in „frischen“ Fässern lagert. Ein einmal für die Reifung eines Bourbon verwendetes Fass darf nicht noch einmal gebraucht werden. Stattdessen – und das ist fast schon ironisch – exportieren die meisten Bourbon-Brennereien ihre einmal verwendeten Fässer nach Schottland, wo diese für die Reifung von Scotch Verwendung finden.
Viele Whiskey-Kenner behandeln Bourbon daher eher stiefmütterlich. Scotch sei durch seine längere Reifezeit und die alten Fässer, die dutzende Aromen an den Whiskey abgeben, weitaus komplexer als Bourbon. Im Gegensatz dazu argumentieren Bourbon-Fans, dass ihr Lieblingsgetränk leichter zugänglich sei und dank seiner Süße pur sehr gut getrunken werden kann.
In solchen Fässern reift der Bourbon
Bildquelle: unsplash.com
Sogar mit geschütztem Gütesiegel: Der Bourbon aus Kentucky
Ihr seht schon, ob nun Scotch oder Bourbon, jede Whiskey-Variante hat ihre speziellen Charakteristika, für die man sie ablehnen oder lieben kann. Fest steht jedoch, dass die US-amerikanischen Schnapsbrenner das Beste aus den ihnen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gemacht haben. Da Gerste in Kentucky einfach nicht wachsen wollte, nahmen sie eben Mais, um das ihnen bekannte Getränk aus Europa ebenfalls herzustellen.
Übrigens: Kentucky schätzt die Kunst des Whiskeybrennens so sehr, dass man ein Schutzsiegel eingeführt hat. Nur Whiskey, der in Kentucky produziert wurde und dort mindestens ein Jahr gereift ist, darf die Aufschrift „Kentucky Straight Bourbon“ tragen. Typische Bourbon-Destillerien wie Four Roses, Buffalo Trace und Wild Turkey drucken dieses Label mit Stolz auf ihre Whiskey-Flaschen. Wenn ihr nun Lust auf den Geschmack eines echten Bourbon aus Kentucky bekommen habt, empfehlen wir euch unsere myspirits Gutscheine. Damit könnt ihr echten Bourbon zum Vorzugspreis online bestellen.
Jim Beam zählt zu den bekanntesten Bourbons
Bildquelle: pixabay.com
Bluegrass: Ein geglücktes Wagnis junger Country-Musiker
Untrennbar mit Kentucky verknüpft ist der Begriff Bluegrass. Und das gleich aus zwei Gründen. Zum einen wächst es hier. Das auch als Wiesen-Rispengras bekannte Gewächs gedeiht zwar auch in anderen Teilen Nordamerikas und Europas. In Kentucky wird ihm aber aufgrund des nährstoffreichen und kalkhaltigen Bodens eine besonders intensive, grün-blaue Farbe nachgesagt. So entstand der Begriff Kentucky Bluegrass.
Genau hier, irgendwo in den Gebirgszügen zwischen Kentucky und Tennessee, entwickelte sich in den 1930ern eine spezielle Form der Country Music. Junge Musiker, allen voran Bill Monroe, werteten den klassischen US-amerikanischen Country durch einfallsreiche Elemente auf. Monroe begann damit, in seine Country-Stücke das Spiel der Mandoline einzubauen. Was auf den ersten Blick unvereinbar schien, ging wunderbar auf: Das Saiteninstrument, das seinen Ursprung im mittelalterlichen Italien hat, eignete sich hervorragend, um Gitarre, Kontrabass und Banjo beim Musizieren zu unterstützen. Dies war die Geburtsstunde der Bluegrass-Musik.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen
Laut, metallisch, aber irgendwie doch warm
Apropos Banjo: Auch dieses Instrument ist stilbildend für den Bluegrass. Vor allem Earl Scruggs, der schon bald in Bill Monroes Band mitspielen sollte, wurde mit seinem speziellen Banjo-Spielstil in den USA bekannt und machte so beste Werbung für den Bluegrass.
Nicht minder wichtig beim Bluegrass sind die Einbindung von Fiddle und Resonatorgitarre. Die Fiddle ist, vereinfacht ausgedrückt, eine Violine. Ein Fiddle-Spieler ist allerdings nicht derart stark an Konventionen des Violinenspiels gebunden, wie es bei der klassischen Violine der Fall ist. Eine Resonatorgitarre, auch Dobro genannt, zeichnet sich durch ihren speziellen Klangkörper aus. Er ist einem mechanischen Lautsprecher nachempfunden. Die in der Gitarre verbauten Resonatoren verstärken die Schwingung der Saiten und erzeugen so einen charakteristischen Sound: Laut, metallisch, aber irgendwie doch warm. Heute ist die Resonatorgitarre im Country und Blues ein essenzieller akustischer Baustein.
Songs wie Will the Circle Be Unbroken und Blue Moon of Kentucky sind typische Bluegrass-Stücke, die den Staat sogar im Songtext erwähnen. Der letztgenannte Song wurde vor allen Dingen dadurch bekannt, dass ihn ein gewisser Elvis Presley coverte.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr Informationen
Der unverhoffte Frittier-König: Die Geschichte von Kentucky Fried Chicken
Wer in den USA lebt oder dort Urlaub macht, kommt ums Frittieren einfach nicht herum. In einem Land, das selbst Kekse in heißem Fett ausbäckt, ist diese Art der Zubereitung allgegenwärtig und überaus populär.
Davon angetan war auch Harland David Sanders. Vielleicht musste er das auch sein. Sein Vater starb, als er sechs Jahre alt war. Um die Familie dennoch ernähren zu können, ging seine Mutter arbeiten. Als das älteste von drei Kindern war er daher derjenige, der der ganzen Familie täglich etwas auf dem Mittagstisch zu servieren hatte.
Dennoch deutete auch in seinem jungen Erwachsenenleben nichts Wirklich darauf hin, dass Restaurants in seinem späteren Leben eine zentrale Rolle spielen sollten. Sanders verdingte sich unter anderem als Feuerwehrmann, Anwalt und Versicherungsmakler. Als 1930 eine schwere Wirtschaftskrise um sich griff, hatte Sanders Glück, überhaupt Arbeit zu finden. Man bot ihm an, in North Corbin, Kentucky, pachtfrei eine Tankstelle zu betreiben. Die Mineralölgesellschaft verlangte lediglich einen Anteil an den Einnahmen.
Frittiertes Hähnchen ist aus der Südstaatenküche nicht wegzudenken
Bildquelle: unsplash.com
Dank Druckluft und geheimen Gewürzen: Sanders‘ Hähnchen schlagen ein
Dies sollte sich für Sanders als Glücksgriff erweisen. Doch nicht etwa aufgrund des Benzins, sondern dank etwas, das er in der Tankstelle eigentlich nur nebenbei anbot: Frittiertes Hähnchenfleisch. Sanders Frittierkünste waren in der Umgebung rasch in aller Munde, vor allem dank seiner speziellen und geheimen Würzmischung. Außerdem frittierte er das Hähnchen auf spezielle Weise, und zwar unter der Mithilfe von Druckluft. Das Frittieren ging dadurch noch schneller vonstatten.
Sanders, mittlerweile schon über 60 Jahre alt, bot seine Kentucky Fried Chicken ab 1952 anderen Gastronomen als Franchise an und der weltweite Siegeszug nahm seinen Lauf. Anfang der 1960er gab es in den USA bereits 600 KFC-Filialen. Heute gibt es davon weltweit mehr als 20.000, davon mehr als 4000 in den USA und mehr als 5000 in China.
Erst spät auch in Deutschland dick im Geschäft
Interessant: Obgleich beim Stichwort Fastfood den meisten Deutschen vermutlich sofort McDonald’s oder Burger King in den Sinn kommen, eröffnete das erste KFC Deutschlands bereits 1968, und somit mehrere Jahre vor den beiden großen Konkurrenten. Im großen Stile investiert KFC in Deutschland tatsächlich erst seit Kurzem. 2018 kündigte man an, das Filialnetz in Deutschland massiv ausbauen zu wollen.
Zumindest hierzulande beweist das US-amerikanische Unternehmen damit einen ähnlich langen Atem wie sein Gründer. Denn auch dieser war bereits jenseits der 60, als seine harte Arbeit Früchte trug und er den Klassiker aus der Südstaatenküche weltbekannt machte. Apropos langer Atem: Der Genuss frittierter Speisen gilt bekanntermaßen nicht unbedingt als gesund. Sanders scheint das nicht geschadet zu haben. Er starb 1980 im stolzen Alter von 90 Jahren. Natürlich in Kentucky, irgendwo zwischen saftigem Bluegrass, Bourbon-Brennereien und dem Klang eines Banjos.
Bei Hähnchenteilen langen Fastfood-Fans gern zu
Bildquelle: unsplash.com
Kentucky im Kurzportrait
Abschließend hier noch ein paar wissenswerte Fakten zu Wisconsin:
- Einwohnerzahl: ca. 4,4 Millionen
- Fläche: ca. 104.659 Quadratkilometer (Rang 37 von 50)
- Hauptstadt: Frankfort (ca. 25.500 Einwohner)
- Höchster Punkt: Black Mountain (1262 Meter)
- Staatsmotto: United We Stand, Divided We Fall
- Spitznamen: Bluegrass State
- US-Staat seit: 01. Juni 1792
Saftig grün und gebirgig: So erstrahlt Kentucky
Bildquelle: unsplash.com
Funfacts über Kentucky: Hättet ihr’s gewusst?
Äußerst demokratisch: Kentucky ist einer von vier US-Staaten, der sich offiziell nicht als State, sondern als Commonwealth bezeichnet. Dies akzentuiert, dass diese Staaten jeweils eine Regierung besitzen, die auf der Zustimmung seiner Einwohner fußt – und nicht etwa eine Regierung, die auf Geheiß der britischen Krone agiert. Das war bei den dreizehn Kolonien, aus denen später die USA werden sollten, nämlich zunächst der Fall. Obskur: Kentucky zählt gar nicht zu diesen dreizehn Kolonien. Dennoch setzten sich die Einwohner Kentuckys dafür ein, dass ihr Staat als Commonwealth firmieren sollte – und sie hatten Erfolg.
Wieder da: Zwei Tierarten, die in der Region einst zu Hause waren, dann aber lange als ausgestorben galten, sind in Kentucky heute wieder heimisch: Wapitis und Truthühner. Tatsächlich zählt Kentucky heute sogar zu einem der US-Staaten, der die größte Population dieser Tiere aufbieten kann. Das freut in Kentucky natürlich viele, vor allem aber die Bourbon-Brennerei Wild Turkey.
Apropos Bourbon: Um die Entstehung seines Namens ranken sich einige Mythen. Es existieren zwei Szenarien, von denen man annimmt, dass zumindest eines zutrifft. So gibt es in Kentucky das Bourbon County, benannt nach dem gleichnamigen französischen Adelsgeschlecht, das die US-Amerikaner im Unabhängigkeitskrieg unterstützte. Hier soll in den USA erstmals Whiskey hergestellt worden sein. Das andere Szenario besagt, dass der US-amerikanische Whiskey seinen Namen in Anlehnung an eine Kneipenmeile namens Bourbon Street tragen soll. Diese liegt allerdings nicht in Kentucky sondern in New Orleans, Louisiana.
Post Views: 1.067